Kein Nachweis fr Aggressivitt durch Killerspiele

JENA/KLN (dpa). Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keinen eindeutigen Nachweis, dass Computerspiele Gewalt oder Aggressionen bei Jugendlichen hervorrufen knnen. Es seien viele Faktoren, die darauf einen Einfluss htten, sagte die Klner Psychologin Dr. Julia Kneer nach einer Tagung empirisch arbeitender Psychologen an der Universitt Jena.

„Fr Gewalt braucht es zum Beispiel Frustration, die geht voraus“, sagte Kneer in einem Gesprch mit der dpa. Einige Studien belegten einen minimalen Zusammenhang zwischen der Bereitschaft zu Gewalt und dem Spielen von Killerspielen wie EgoShootern. Andere Studien wiederum zeigten, dass es keinen Zusammenhang gebe oder sogar eher, das Spieler weniger zu Gewalt neigten „das scheint ja widersprchlich“, erklrte Kneer, die an der Universitt Kln forscht.

Die Spiele knnten zwar ein Gewaltpotenzial bei den Spielern hervorrufen; die Gewalt dann auch auszuleben, sei jedoch ein anderer Faktor. „Auf Computerspiele allein sind Amoklufe nicht zurckzufhren. Da spielten Komponenten wie das soziale Umfeld, die Persnlichkeitsstruktur, Isolation und Frustration eine Rolle.“

Bei den Amoklufern in Erfurt und Columbine und auch in Winnenden wurden im Elternhaus Gewaltspiele und filme gefunden. „Die Amoklufer hatten diese Spiele daheim, aber welcher 18Jhrige hat das nicht?“, fragte Kneer. Die Debatte ber den Zusammenhang von gewaltverherrlichenden Computerspielen und Aggression gebe es seit den 1980er Jahren. Mitte der 90er Jahre wurde die Darstellung von EgoShootern und anderen Computerspielen realistischer und der Streit erneut entfacht.

Kneer untersuchte in einem eigens konzipierten Experiment die Wahrnehmung eines Gewaltspiels durch Jugendliche, die in ihrer Freizeit regelmig spielen und solchen, die es noch nie getan haben. „Wir haben herausgefunden, dass die Dauer des Spielens keine Auswirkung auf die Aggressionsbereitschaft hat.“ Junge Erwachsene, die gern und oft Zeit mit Spielen wie „Counterstrike“ oder „Unreal Tournament“ verbringen, wrden damit nicht Gewalt verbinden, sondern eher die Freude am Spielen, den Zeitvertreib.

Die Studie zeige aber auch, dass mit den Gewaltspielen Aggressionen assoziiert werden. Eine der Gruppen im Experiment hatte noch nie zuvor ein solches Spiel gespielt, wurde aber vor dem Start der Untersuchung darber informiert, dass dies Bestandteil sein werde. Diese Gruppe zeigte nach dem Experiment eine erhhte Reaktion auf aggressive Reize. „Wir fhren das auf die negative mediale Beeinflussung zurck“, erklrte die Psychologin. Die Versuchspersonen hatten schon vor dem Spielen Aggressionen aufgebaut, da sie das mit den Spielen verbinden.